Erhebungsmethode Interview: Datenerhebung durch mündliche Interviews
In diesem Blogbeitrag widmen wir uns der Erhebungsmethode Interview. Dabei handelt es sich um eine Befragungsform und „Technik der Datenerhebung unter aktiver Mitarbeit von Auskunftspersonen, mit der sich nicht nur äußerlich sichtbare, sondern auch nicht sichtbare Sachverhalte der Gegenwart, der Vergangenheit und bedingt der Zukunft
offenlegen lassen“ (Rogge 1992, S. 283).
In der Regel stellen Interviews qualitative Befragungen dar, die sich intensiv mit Einzelfällen beschäftigen und das Ziel verfolgen, qualitative Daten zu erheben. Die Befragung ist mündlich und persönlich, der exakte Ablauf des Gesprächs ist nicht vorab festgelegt. Der Interviewer bzw. die Interviewerin hat die Aufgabe, die befragte Person durch für den Forschungsgegenstand relevante Fragen zum freien Erzählen zu bewegen.
Befragung als Interview: Vor- und Nachteile der Methode
Die qualitative Erhebungsmethode Interview ist mit verschiedenen Vor- und Nachteilen verbunden. Diese sollten unbedingt berücksichtigt werden, wenn geprüft wird, ob es sich beim mündlichen Interview um die für die Forschungsfrage sinnvollste Befragungsmethode handelt.
Das Interview als Befragungsmethode zeichnet sich durch folgende Vorteile aus:
- Interviewer kann die Situation kontrollieren
- Reduktion von Fehlern durch geschulte Interviewer
- Erklärungen bei Fragen/von Sachverhalten
- vielerlei Interaktionsmöglichkeiten (z. B. durch Bilder, Karten und sonstige Illustrationen)
Gleichermaßen sind Interviews als Erhebungsmethode mit folgenden Nachteilen verbunden:
- Interviewer-Bias (Verzerrung): Das Auftreten/Aussehen des Interviewers kann die Antworten beeinflussen.
- hohe bis sehr hohe Ansprüche an die Interviewer
- sehr teuer
- sehr zeitaufwendig
Lesetipp: In unserem Blog finden Sie auch interessante Artikel zur schriftlichen Befragung und zu qualitativen Befragungsmethoden.
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Überblick über verschiedene Interviewtypen
Beim Interview als Erhebungsmethode stehen verschiedene Interviewtypen zur Auswahl. Im folgenden Kapitel werden gängige Typen genannt und Charakteristika sowie Unterschiede herausgearbeitet.
Leitfaden-Interview/halb-standardisiertes Interview
Die wohl gängigste Form des Interviews ist das Leitfaden-Interview (auch halb-standardisiertes Interview). Dieser Interview-Typ stützt sich auf einen Gesprächsleitfaden, der bereits alle zu stellenden Fragen beinhaltet. Der Leitfaden wird unterteilt in Schlüsselfragen, die in jedem Fall gestellt werden, und sogenannte Eventualfragen, die abhängig vom Gesprächsverlauf relevant werden können. Formulierung und Reihenfolge der Fragen sowie zusammenhängender Themenkomplexe richten sich in hohem Maße nach dem Gesprächsfluss. Beim halb-standardisierten Interview als Erhebungsmethode stellt der Leitfaden sicher, dass für die Forschungsfrage relevante Aspekte angesprochen werden und zudem eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse der Interviews ermöglicht wird. Leitfaden-Interviews werden in Forschung bzw. Marktforschung zur Gewinnung von Hypothesen, aber auch als Pretest bei der Erarbeitung standardisierter Fragebögen eingesetzt. Letzteres insbesondere in Verbindung mit quantitativer Forschung.
Nicht-strukturiertes Interview
Nicht-strukturierte Interviews lassen die oder den Interviewten nach einer breit angelegten Einstiegsfrage alles erzählen, was ihr beziehungsweise ihm einfällt. Bei dieser offenen Variante des Interviews handelt es sich um eine qualitative Befragungsmethode ohne Einschränkungen für den Befragten bzw. die Befragte. Der Interviewer bzw. die Interviewerin hat lediglich die Aufgabe, das Gespräch lebendig zu halten.
Strukturiertes/direktives Interview
Bei strukturierten direktiven Interviews (auch direktive Interviews) werden alle Fragen konkret vorgegeben. Die Qualität der Antworten ist meist deutlich geringer als bei halb-standardisierten bzw. nicht-strukturierten Interviews. Analyse und Auswertung sind jedoch mit weniger Aufwand verbunden.
Problemzentriertes Interview
Problemzentrierte Interviews werden eingesetzt, um Erlebnisse oder individuelle Kenntnisse zu erforschen. In der Regel dienen sie der Erfassung individueller Handlungen sowie subjektiver Wahrnehmungsweisen und haben das Ziel, die gesellschaftliche Realität abzubilden.
Fokussiertes Interview
Fokussierte Interviews als Erhebungsmethode stammen ursprünglich aus der Medienforschung und wurden entwickelt, um subjektive Sichtweisen bzw. Erfahrungen diverser sozialer Gruppen zu untersuchen. Im Zentrum steht ein vorab definierter Gesprächsgegenstand als Stimulus wie etwa ein vorher gesehener Film. Ein besonderes Merkmal ist, dass im Zuge der Erhebung den Befragten die Möglichkeit gegeben wird, sich völlig frei zu äußern. So können auch im Vorfeld nicht-antizipierte Aspekte beleuchtet werden. Das fokussierte Interview weist viele Gemeinsamkeiten zum nicht-strukturierten Interview als Erhebungsmethode auf. Das Ziel fokussierter Interviews ist es, im Rahmen der Befragung Hypothesen für spätere quantitative Forschung aufzustellen oder bereits erhobene Daten interpretieren zu können.
Experteninterview
Beim Experteninterview werden Experten und Entscheidungsträger befragt. Auch Personen, die Kenntnisse über bestimmte Situationen/Zielgruppen haben, welche für die Forschungsfrage relevant sind, werden interviewt. Diese Form der Erhebungsmethode Interview können einzeln oder in der Gruppe geführt werden. Experteninterviews ermöglichen die Synthese von Meinungen und die Einbindung von Entscheidungsträgern. Zudem halten sich sowohl Kosten als auch Aufwand in Grenzen. Experten zeigen bei Interviewanfragen für gewöhnlich eine höhere Bereitschaft zur Befragungsteilnahme als andere Zielgruppen (z. B. Kunden eines Supermarktes). Allerdings besteht die Gefahr, dass Debattenbeiträge zu abstrakt bleiben.
Interviews können an verschiedenen Orten durchgeführt werden
Die Erhebungsmethode Interview bietet den Vorteil, dass sie geographisch flexibel ist. So können mündliche Interviews an verschiedenen Orten stattfinden:
Erstens können die Interviews am Point of Interest wie beispielsweise auf der Straße oder vor einem Supermarkt abgehalten werden. Problematisch ist dies, da es sich dabei um keine Zufallsstichprobe handelt und Befragte häufig unter Zeitdruck sind. Vorteil ist, dass man häufig genau die gewünschte Zielgruppe befragt. Insbesondere im Bereich Marktforschung ist die Befragung am Point of Interest effektiv. Zudem können gut geschulte Interviewerinnen und Interviewer Probandinnen und Probanden „einfangen“.
Zweitens können die mündlichen Interviews als Erhebungsmethode zuhause bei den Probandinnen und Probanden stattfinden. In diesem Fall sind auch längere Befragungen möglich. Die Befragten sind in vertrauter, gemütlicher Umgebung und meist nicht unter Zeitdruck. Es kann ein Ankündigungsschreiben oder Ankündigungsanruf sinnvoll sein, um die Probandinnen und Probanden vorzubereiten und um auf die Wichtigkeit des Interviews hinzuweisen.
Drittens können die Interviews im Studio eines Marktforschungsinstituts durchgeführt werden. Dies ist für standardisierte Interviews aber die Ausnahme, zumindest wenn dies die einzige Forschungsmethode ist.
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Quellen
Rogge, Hans-Jürgen (1992): Marktforschung: Elemente und Methoden betrieblicher Informationsgewinnung, 2. Auflage, S. 283.