Frageformen im Fragebogen
Fragen eines Fragebogens lassen sich in Bezug auf ihre Form in drei Kategorien einteilen: Erstens in geschlossene Fragen, zweitens in offene Fragen und drittens in halboffene Fragen (Hybridfragen). Nachfolgend lesen Sie über die verschiedenen Frageformen eines Fragebogens und was diese auszeichnet.
Geschlossene Fragen
Bei geschlossenen Fragen existiert eine eindeutige und begrenzte Anzahl vorgegebener Antwortmöglichkeiten, von denen die befragte Person die für sie zutreffende auswählt. Geschlossene Fragen können eine Antwortmöglichkeit oder mehrere Antwortoptionen haben. Insbesondere bei multiple-choice-Fragen sollten Sie angeben, dass der Befragte mehrere Antworten wählen kann und auch wie viele Antworten er geben oder ankreuzen kann. Es sollte für die Teilnehmer also klar sein, ob es sich bei den Antwortoptionen um eine Einfachauswahl oder Mehrfachwahl handelt.
Ebenso sollten Sie beim Layout darauf achten, dass die Darstellung der verschiedenen Frageformen im Fragebogen einheitlich ist: Gestalten Sie geschlossen einfache Fragen mit runden Radiobuttons und geschlossen mehrfache Fragen mit eckigen Kästchen. Dies erleichtert besonders bei auto-administrierten Befragungen die Navigation und vermeidet Fehler.
Mit dem Umfrage-Tool von Sphinx können Sie eine Vielzahl von geschlossenen Fragen ohne Programmierkenntnisse erstellen:
Ankreuzfragen:
Fragen mit Smileys als Antwortmöglichkeiten:
Drop-Down-Auswahl für Antworten:
Sterne-Bewertungen:
Die Umfragesoftware von Sphinx bietet ebenso die Möglichkeit, dass Sie einfach Fragegruppen (oder auch Fragebatterien genannt) ohne Programmierkenntnisse in Ihren Fragebogen einbinden:
Bilder-Ranking:
Mermalsausprägungen (Post-It):
Bilder (Icons):
Schieberegler (Skala):
Offene Fragen
Die andere Frageform im Fragebogen ist die offene Frage. Bei offenen Fragen (häufig auch freie Fragen genannt) erfolgt nach der Frage keinerlei Beantwortungsvorgabe. Eine weiße Fläche oder mehrere Linien werden als Antwortplatz vorgegeben. Die Anzahl der Linien oder die Größe des Kastens ist ein Hinweis auf die gewünschte Länge der Antwort.
Ein typisches Beispiel für eine freie bzw. offene Frage wäre (erstellt mit dem Fragebogentool Sphinx-Survey):
Die Antwortquote und Antwortlänge bei offenen Fragen ist oftmals recht gering (wenn z.B. Personen befragt werden, welche wenig Zeit haben). Beides kann erhöht werden, wenn die offene Frage je nachdem gestellt wird, wie die Person zuvor geantwortet hat. Für die offene Frageform im Fragebogen gilt: Moderne Softwareprodukte wie die Fragebogensoftware Sphinx-Survey bieten bei computergestützten Befragungen eine solche Dynamisierung an. Anstelle einer Fragestellung „Haben Sie weitere Kommentare“ könnte die Frage bei einer schlechten quantitativen Bewertung lauten:
Soll ich offene Fragen oder geschlossene Fragen stellen?
Welche Frageformen für den Fragebogen bevorzugt werden sollen, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Folgende Tabelle zeigt aber eine Gegenüberstellung der Eigenschaften von geschlossenen und offenen Fragen und was diese für Umfrage bzw. Teilnehmer bedeuten:
Offene Frage
- Keine feste Antwortmöglichkeit
- Der Befragte kann in seiner Sprache antworten. Antworten hängen demnach aber auch von der Verbalisierungs-fähigkeit des Befragten ab
- Befragter muss sich erinnern
- Für Vortest gut geeignet
- Sinnvoll bei explorativen Fragestellungen (Unwissenheit, Missverständnisse, Bezugssysteme werden durch diese Frageform im Fragebogen aufgedeckt)
- Aufwendig Auswertung und ggf. aufwendige Dateneingabe (bei Papierbefragungen)
Geschlossene Frage
- Antwortmöglichkeiten sind vorgegeben
- Der Befragte muss etwas wiedererkennen
- Die Antwortmöglichkeiten müssen sauber konstruiert werden
- Hintergründe der Antwort sind oft nicht erkennbar
- Leichte Auswertung und ggf. einfache Dateneingabe
Entscheidungshilfe: Ein Beispiel
Ein sehr gutes Beispiel zu Frageformen im Fragebogen bezüglich der Problematik offener und geschlossener Fragen findet sich in dem Buch „Fragebogen – Ein Arbeitsbuch“ von Rolf Porst (2008):
„Herr Müller hackt Holz – oder: Woher weiß ich, was der Forscher von mir wissen will?
Herr Müller ist ein leidenschaftlicher Holzhacker. In jeder freien Minute seines Lebens sieht man ihn mit Säge und Axt hantieren, um den Brennholzstapel hinter seinem Haus wachsen zu lassen.
Nun gerät Herr Müller in eine Befragung, bei der es um Freizeitverhalten geht. Bei der Frage nach seinen Hobbys hat Herr Müller ein Problem: Ausgangspunkt des Problems sind die Grundregeln der kooperativen Kommunikation und deren Implikationen für den Befragungsprozess. Aufgrund dieser Regeln, welche Herr Müller natürlich nicht explizit, sondern implizit und unbewusst anwendet, geht er davon aus, dass die Umfrage einen Sinn macht und die darin gestellten Fragen somit auch.
Relevant für die Frageformen im Fragebogen: Der Forscher will also wohl wissen, was Leute in ihrer Freizeit so tun. Aber was genau?
Herr Müller lotet den Rahmen aus und kommt zu der Erkenntnis, dass der Forscher mit der offenen Frage „Welche Hobbys üben Sie in Ihrer Freizeit aus?“ eben genau „Hobby“ genannt haben möchte, als da wären Briefmarken sammeln, Sport treiben, Musik hören, etc.
Weil Herr Müller dann davon ausgehen kann, dass Holzhacken kein Hobby in dem Sinne ist, dass es in des Forschers Interesse wäre, wird er seine liebste Freizeittätigkeit verschweigen und wahrscheinlich „wandern“ angeben, weil er das ja auch noch gerne macht.
Hinsichtlich der Frageformen im Fragebogen gilt: Wird ihm die Frage nun aber nicht offen, sondern geschlossen, mit vorgegebenen Antwortalternativen, vorgelegt, muss Herr Müller nicht lange nachdenken. Auf die Frage „Auf der Liste stehen einige Hobbys, die Menschen in ihrer Freizeit ausüben. Welche dieser Hobbys üben Sie selbst in Ihrer Freizeit aus?“ kann Herr Müller – wenn er es auf der Liste findet – frohgemut „Holzhacken“ angeben. Offensichtlich ist Holzhacken etwas, was der Forscher als Hobby ansieht, sonst stünde es nicht auf der Liste.
Steht Holzhacken aber nicht auf der Liste, dann mag Herr Müller darüber nachhaltig betrübt sein, aber er muss nicht lange nachdenken, ob Holzhacken ein Hobby ist oder nicht. Steht es nicht auf der Liste, ist es für den Forscher halt nicht von Interesse.
Bezüglich der Frageformen im Fragebogen ist festzuhalten: Entscheidend ist bei der geschlossenen Frage nicht, ob Herr Müller sein „Hobby“ Holzhacken zum Ausdruck bringen kann oder nicht, sondern entscheidend ist, ob der Forscher den Rahmen so oder so steckt und damit der Befragungsperson signalisiert, was für ihn von Bedeutung ist und was nicht und was demzufolge genannt werden soll und was nicht.
Grundlegend gilt für die Frageformen im Fragebogen: Bei der geschlossenen Frage wird der Rahmen durch die Antwortkategorien vorgegeben, bei der offenen Frage muss die Befragungsperson den Rahmen selbst ausloten.“