Die Richtung von Ratingskalen
Bei der Richtung von Ratingskalen geht es darum festzulegen, ob man mit der positiven Seite links beginnt oder mit der negativen Seite links beginnt. Sowohl in der Literatur bezüglich des Erstellens von Fragebögen wie auch in der Praxis gibt es hier keine einheitliche Festlegung. Porst argumentiert, dass man von links nach rechts liest und denkt. Aus diesem Grund solle man bei schriftlichen Fragebögen mit dem niedrigsten, d.h. negativen Skalenpunkt beginnen. Bei vorgelesenen Fragen sei es hingegen meist besser, wenn man mit dem höchsten, d.h. besten Skalenpunkt beginnt. (Porst 2008) Experimente von Couper/Tourangeau/Conrad haben allerdings ergeben, dass Testpersonen „oben links“ mit „zuerst“ interpretieren und somit die stärkste (beste) Ausprägung erwarten.
Wichtiger in Bezug auf die Richtung der Skalen erscheint die Problematik, dass die Befragten den Fragebogen monoton oder musterhaft ausfüllen. Monotones Ausfüllen eines Fragebogens bedeutet, dass die Befragten die Fragen unabhängig von ihrem Inhalt immer mit dem gleichen Skalenpunkt beantworten. Um ein solches Antwortverhalten aufzudecken kann es sinnvoll sein, die Frage „negativ“ zu formulieren. (Malhotra 1999)
In folgendem Beispiel, welches aus einer Demobefragung der Fragebogen-Software SphinxSurvey stammt, ist das vierte Item „negativ“ formuliert:
Musterhaftes Ausfüllen des Fragebogens wäre, wenn beispielsweise ein Seminarteilnehmer am Ende des Seminars den Dozenten mit Hilfe eines Fragebogens evaluieren soll. Nehmen wir einmal an, der Dozentenevaluationsbogen besteht aus 10 Items und der Seminarteilnehmer füllt die ersten 8 Items mit sehr guter Bewertung aus. Nun schaut er optisch auf seine Kreuze und denkt sich: Das Seminar war schon gut, aber nicht perfekt. Somit könnte er für die beiden letzten Items – unabhängig von deren Frageinhalt – nur eine gute Bewertung abgeben.
Um die Verzerrungen eines solchen Antwortverhaltens zu minimieren gibt es bei computergestützten Erhebungstechniken die Möglichkeit, dass die Items in zufälliger Reihenfolge innerhalb der Fragegruppe positioniert werden. Diese Möglichkeit der Rotation von Items wird später noch detaillierter thematisiert werden. Sphinx-Survey bietet mit seinem Fragebogentool auf jeden Fall solche Rotationsmöglichkeiten an.
Die Dimension von Ratingskalen
Bei Ratingskalen kann gefragt werden, ob der Proband einer Aussage zustimmt oder nicht – es kann aber auch erfasst werden, ob der Befragte einer Aussage zustimmt oder ob er diese Aussage ablehnt. Im ersten Fall spricht man von einer einpoligen Skala, im zweiten von einer zweipoligen Skala (oder bipolare Skala). Der Unterschied zwischen einpoliger Skala und zweipoliger Skala liegt in der Erfassung der Ablehnung.
Wenn Sie eine zweipolige Skala anwenden achten Sie darauf, dass diese Skala ausbalanciert ist, vermeiden Sie also beispielsweise folgende Skala:
Stimme voll und ganz zu – Stimme zu – Stimme teilweise zu – Stimme nicht zu
Eine ausbalancierte Skala wäre folgende:
Stimme voll und ganz zu – Stimme zu – Stimme teilweise zu – Stimme nicht zu – Stimme gar nicht zu
Eine ausbalancierte Skala hat also immer die gleiche Anzahl negativer wie positiver Skalenpunkte
Die Likert Skala
Bei der Likert-Skala nehmen die Probanden über eine Item-Batterie (verschiedene Zahl an Items) zu einer Einstellung oder einem Objekt Stellung. Dabei sollen die Befragten auf einer zweidimensionalen Skala ihre Zustimmung zu einer vorgegebenen Aussage geben. Jedem Skalenwert (oftmals eine 5er-Skala) wird eine Ziffer zugeordnet. Bei der Auswahl einer Software zum Erstellen von Fragebögen (für Mitarbeiterbefragungen, für Kundenumfragen o.ä.) sollte also eine solche Gruppierung von Items möglich sein.
(Beispiel einer Likert-Skala im Fragenbogen erstellt mit dem Online-Umfrage-Tool Sphinx-Survey)
Die Stapelskalierung
Die Stapelskalierung (benannt nach Jan Stapel) ist eine bipolare Ratingskala mit Kategorien beziffert von -5 bis 5, ohne neutralen Punkt 0. Sie wird normalerweise vertikal präsentiert und eingesetzt, um die Einstellung in Bezug auf ein einzelnes Adjektiv zu messen.
Das semantische Differenzial (Polaritätenprofil)
Bei einem semantischen Differenzial (Polaritätenprofil) misst man, was die Befragten mit einem Begriff oder Objekt assoziieren. Die Probanden bekommen eine Liste mit gegensätzlichen Adjektiven (z.B. schön-hässlich, arm-reich, gut-böse…) und sollen entscheiden, wo der Begriff oder das Objekt einzuordnen ist.
Im Folgenden sehen Sie ein fiktives Beispiel einer Marktforschung, erstellt mit der Fragebogen Software Sphinx-Survey:
Die Auswertung eines Polaritätenprofils erfolgt häufig mit Hilfe von vertikalen Liniendiagrammen:
(Beispielhaftes Polaritätenprofil erstellt mit der Software Sphinx-Survey)
Die Guttman-Skala
Mit der Guttman-Skala sollen Einstellungen (die Nähe) zu einer Sache gemessen werden. Den Probanden werden verschiedene Aussagen vorgelegt, welche die Befragten bejahen oder verneinen sollen. Angefangen wird mit der allgemeinsten Aussage, d.h. die Aussage, die relativ viele Probanden bejahen werden. Die Aussagen werden anschließend immer spezifischer.
Im Rahmen der nächsten Bundestagswahl werde ich voraussichtlich ...
- Wählen gehen
▢ Ja ▢ Nein - Einer Partei Geld spenden
▢ Ja ▢ Nein - An einem Infostand einer Partei mitmachen
▢ Ja ▢ Nein - Für eine Partei kandidieren
▢ Ja ▢ Nein
Hat ein Befragter bei der letzten Aussage „Ja“ angekreuzt, hat er meist alle anderen Aussagen davor auch mit „Ja“ beantwortet: Er hat die höchste Bereitschaft politischer Beteiligung.
Hat jemand die ersten drei mit „Ja“ angekreuzt, aber nicht das letzte, so ist dies die zweithöchste Bereitschaftsstufe etc.
Beispiel entnommen aus ILMES
Nicht alle Befragte werden sich an diese theoretische Reihenfolge halten (z.B. wird bei 2. „Nein“ angekreuzt und ansonsten überall „Ja“). Die Zahl der Abweichler sollte einen Reproduzierbarkeitskoeffizienten von 0,9 nicht unterschreiten (1 bedeutet perfekte Entsprechung).
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