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Der standardisierte Fragebogen: ein verlässliches Instrument zur Datenerhebung

Standardisierter Fragebogen: Definition

Der standardisierte Fragebogen stellt das am häufigsten genutzte Instrument zur Datenerhebung dar und erfüllt in erster Linie folgenden Zweck: Er soll binnen kurzer Zeit und mit wenig Aufwand zahlreiche Informationen und Daten sammeln. Um dies gewährleisten zu können, muss der Fragebogen einer standardisierten Befragung folgende Kriterien erfüllen:

  • Den Befragten werden Fragen gestellt, die inhaltlich, sprachlich und strukturell identisch sind.
  • Die Bedingungen sind für jeden Befragten gleich.
  • Die Fragen und Antwortmöglichkeiten sind in allen Fragebögen in identischer Reihenfolge angeordnet.

Bei der standardisierten Befragung handelt es sich um ein Verfahren, das innerhalb eines strikten Rahmens durchgeführt wird. Es ist erforderlich, dass Struktur, Inhalt und Multiple-Choice-Antwortmöglichkeiten identisch sind, damit die Auswertung der Umfrage vollumfänglich quantifizierbar ist.

Der standardisierte Fragebogen gilt als ein typisches Messinstrument der quantitativen Marktforschung und hat eine sehr hohe praktische Relevanz. Standardisierte Befragungen können entweder persönlich (Interview), schriftlich, telefonisch oder elektronisch erfolgen.

Frageformen im standardisierten Fragebogen

Die Fragen eines standardisierten Fragebogens sind geschlossen. Geschlossene Fragen sind Fragen mit festen Antwortvorgaben. Bei der Beantwortung greift der Befragte auf ein Schema vorgegebener Antwortmöglichkeiten zurück. Für die Auswertung muss also keine zusätzliche Kategorisierung der Antworten im Nachhinein erfolgen. Man spricht daher auch von einem vollstandardisierten Fragebogen. Die Aufnahme der Daten geschieht dabei einheitlich, sodass die Auswertung standardisierter Befragungen meist kostengünstig und zügig ist (etwa im Vergleich zu nicht-standardisierten Verfahren wie Fokusgruppen).

Abhängig von Intention und Einsatzzweck sind eine oder mehrere Antworten (Mehrfachantworten) pro Frage möglich. Werden geschlossene Fragen mit offenen Fragen — also Fragen, die frei formulierte Antworten zulassen — kombiniert, spricht man von einem teilstandardisierten Fragebogen. Bei teilstandardisierten Fragebögen überwiegen in der Regel die geschlossenen Fragen. In diesem Blogbeitrag konzentrieren wir uns aber auf den (voll-)standardisierten Fragebogen.

Vorteile einer standardisierten Befragung

Wie bereits erwähnt, bieten quantitative Erhebungen, denen ein standardisierter Fragebogen zugrunde liegt, den Vorteil, in verhältnismäßig kurzer Zeit eine Vielzahl an Informationen und Daten zu sammeln. Mit relativ geringem Aufwand können Parameter wie Einstellungen, Vorlieben oder Verhaltensweisen abgefragt und erforscht werden. Auf die Ergebnisse der Auswertung lassen sich statistische Methoden anwenden, um Gültigkeit, Zuverlässigkeit und Signifikanz der Antworten zu bestimmen. So sind Umfragen mit Standardisierung wesentlich weniger fehleranfällig als qualitative, nicht-standardisierte Methoden. Dadurch ist die Untersuchung statistischer Zusammenhänge mit quantitativen Befragungen sehr gut möglich.

Des Weiteren ist der Verwaltungsaufwand überschaubar. Die Antwortmöglichkeiten der Umfrage sind bereits vordefiniert, sodass eine umfassende Aufbereitung entfällt. Bei der Erhebung spielen auch nur Fragen und Antwortmöglichkeiten eine Rolle, die für den Forscher oder das Unternehmen von Relevanz sind. Der standardisierte Fragebogen als Erhebungsinstrument reduziert folglich das Risiko, unwesentliche Informationen zu sammeln.

Die Vorteile einer Standardisierung auf einen Blick:

  • große Stichproben möglich
  • vielfältige Einsatzmöglichkeiten
  • geringer Zeit- und Verwaltungsaufwand
  • geringer Kostenaufwand
  • zahlenmäßig messbare Ergebnisse
  • hohe Validität
  • strikter Rahmen beugt Verzerrungen oder Störfaktoren vor

Die Standardisierung eines Fragebogens ist jedoch auch mit Nachteilen verbunden. Diese sind im Einzelnen:

  • Geschlossene Fragen geben nur vage Antworten auf bestimmte komplexe Fragestellungen.
  • Es gibt keine Individualisierungsmöglichkeiten, da alle Teilnehmer dieselben Fragen beantworten.
  • Es können keine konkreten Verbesserungsvorschläge eingeholt werden (gilt insbesondere für Produkte oder Dienstleistungen).

Aufbau eines vollstandardisierten Fragebogens

Jeder standardisierte Fragebogen beginnt mit einer Einleitung. Dabei ist es unerheblich, ob er zur Datenerhebung in Marketing, Forschung oder Psychologie eingesetzt wird. Der Einleitung kommt eine große Bedeutung zu, da diese idealerweise Interesse und Motivation beim Befragten stiftet. Eine schlechte Einleitung sorgt hingegen für Verwirrung und Abschreckung und hat im schlimmsten Fall den sofortigen Abbruch der Umfrage zufolge. Außerdem sollten folgende Fragen beantworten:

  • Wer führt die Umfrage durch?
  • Welchem Zweck dient die Umfrage?
  • Warum sollte man an der Befragung teilnehmen?

Der Einleitung folgt eine Instruktion, die als kurze Erklärung und Hilfestellung bei der Beantwortung der Fragen fungiert. So werden Missverständnisse vermieden und die Validität der Antworten gewahrt. Je komplexer die Fragen und Antwortmöglichkeiten sind, desto umfangreicher muss die Instruktion ausfallen.

Der Hauptteil des standardisierten Fragebogens enthält alle inhaltlichen Fragen. Die Reihenfolge dieser sollte nach folgenden Kriterien festgelegt werden:

  • von allgemeinen zu konkreten Fragen
  • von einfachen zu abstrakten Fragen

Nach dem Hauptteil können bei nicht-anonymen Umfragen demografische Daten wie Alter, Wohnort oder dergleichen abgefragt werden. (Wie Sie anonyme Online-Umfragen erstellen, erfahren Sie ebenfalls in unserem Blog.)
Abschließend sollte sich bei den Teilnehmern bedankt werden. Unter Umständen kann hier noch die Möglichkeit gegeben werden, Anmerkungen zu machen, sodass der standardisierte Fragebogen um ein losgelöstes qualitatives Element mit einer offenen Frage erweitert werden kann.

Ziele und Ablauf standardisierter Befragungen

Eine Befragung mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens hat verschiedene Ziele.

  • Erstens soll der Fragebogen die Teilnehmer dazu motivieren, in die Befragung einzusteigen und diese bis zum Ende durchzuführen.
  • Zweites Ziel eines Fragebogens ist die Minimierung von Antwortfehlern.
  • Drittens soll ein Fragebogen benötigte Informationen in ein Set aus Fragen übersetzen, welches die Befragten beantworten können und wollen.


Ein Befragungsprozess läuft in folgenden drei Schritten ab:

  • Zuerst muss die Frage verstanden werden.
  • Anschließend muss der Befragte die Informationen zum Beantworten aus dem Gedächtnis abrufen.
  • Drittens muss auf Basis dieser Informationen ein Urteil gebildet und codiert werden, also in eine vorgegebene Antwortkategorie gepresst werden.

Standardisierter Fragebogen & quantitative Marktforschung: Anforderungen und Besonderheiten

Die Fragen im standardisierten Fragebogen müssen sowohl semantisch als auch pragmatisch verstanden werden. Das semantische Verständnis ist die Bedeutung der Frage. Eine semantisch eher unverständliche Frage wäre: „Mögen Sie keinen Spinat?“
Beim pragmatischen Verständnis einer Frage geht es darum, was der Forscher wissen will. Auf die Frage „Wie verbringen Sie normalerweise Ihre Ferien?“ könnte es je nach Situation und Interviewer verschiedenste Antworten geben.

Nachdem die Frage verstanden wurde, müssen Informationen aus dem Gedächtnis abgerufen werden. Beim Geschlecht oder Alter mag dies nicht notwendig sein, bei Zeitspannen muss der Befragte die Antwort erst überlegen und vielleicht sogar berechnen. Hier tritt bei standardisierten Fragebögen auch das psychologische Phänomen des „Telescoping“ zutage, bei dem ein Befragter ein Ereignis näher datiert, als es dem tatsächlichen Datum entspricht. Letztendlich muss bei der Beantwortung einer Frage ein Urteil gebildet und eventuell in Antwortformate und Antwortkategorien gepresst werden.
Ein Problem bei Befragungen kann in diesem Zusammenhang die soziale Erwünschtheit sein. Eventuell wird ein tatsächlich gebildetes Urteil nicht weitergegeben, da die Antwort nicht sozial erwünscht ist oder erscheint.

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